Die Geschichte des Diamanthandels

Die Geschichte des Diamanthandels

‘A diamond is forever’ oder auf deutsch ‘Ein Diamant ist für die Ewigkeit’ wurde 1999 zum Slogan des Jahrhunderts gekürt. Aber waren Diamanten schon immer ein Symbol für Liebe und Ewigkeit? Tatsächlich haben Diamanten erst nach dem Zweiten Weltkrieg einen Boom erfahren und sind seitdem der wohl begehrteste Edelstein. In diesem Blogbeitrag wollen wir die Geschichte und Entwicklung des Diamanthandels von den ersten Diamantfunden bis ins 21. Jahrhundert nachverfolgen. Wenn Sie also wissen möchten, wie sich der Diamanthandel über die Jahrhunderte entwickelt hat, welche Rolle die Firma De Beers hierbei gespielt hat und wie die Zukunft des Diamanthandels möglicherweise aussieht, dann lesen Sie gerne hier weiter!


De Beers - nur der Name ist geblieben


Die ersten Diamanten wurden vermutlich bereits in der Antike in Indien entdeckt. Jahrhundertelang waren Indien und Brasilien die einzigen Fundorte für die seltenen Edelsteine. Aus diesem Grund war die weltweite Fördermenge im Vergleich zu heute sehr gering und nur die Eliten und Mitglieder der Königshäuser konnten sich Diamantschmuck leisten. Im 19. Jahrhundert sollte sich das aber ändern. In Südafrika wurde auf der Farm von niederländischen Einwanderern, den Brüdern De Beers, zufällig ein Diamant gefunden. Der Fund sprach sich schnell herum und die Leute kamen von überall angereist, um dort Diamanten zu schürfen. Die Brüder DeBeers verkauften schließlich ihr Land und es entstand eine riesige Diamantenmine - das bis heute größte von Menschenhand gegrabene Loch weltweit.

Irgendwann begannen einzelne Personen, die Anteile der vielzähligen Diamantschürfer an “The Big Hole”, wie es heute genannt wird, aufzukaufen, bis schließlich ein Mann namens Cecil Rhodes im vollständigen Besitz der Diamantenmine war. Im Jahr 1888 erfolgte die Gründung von De Beers Consolidated Mines mit Rhodes als Vorsitzendem, im Zuge einer Fusion mit der Firma von Rhodes Konkurrenten Barney Barnato. Mit dieser Fusion war die Firma De Beers nun Eigentümer aller Diamantminen in Südafrika und legte den Grundstein für ihr Jahrzehnte andauerndes Monopol in der Diamantindustrie. Der Name De Beers ist also geblieben und ist bis heute der wohl am meisten mit Diamanten in Verbindung gebrachte Name aller Zeiten, auch wenn die Brüder De Beers selbst gar nichts mehr mit der aufkommenden Diamantindustrie in Südafrika zu tun hatten. Im Jahr 1928 übernahm Ernest Oppenheimer den Vorsitz von De Beers und die Familie Oppenheimer blieb über 80 Jahre Haupteigentümer und leitete das Unternehmen, bis sie 2011 verkündeten, ihre Anteile verkaufen zu wollen.


A diamond is a girl’s best friend


Doch die Nachfrage nach Diamanten hielt sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts eher in Grenzen. Nach wie vor waren es vor allem in Frankreich und England die Aristokraten und die reiche Oberschicht, die Diamanten und Diamantschmuck kauften. Die Wirtschaftskrise in den 30er Jahren machte die Situation für Diamanthändler nicht besser und die Nachfrage sank immer weiter. Es dauerte bis in die 1950er Jahre, dass die Diamantschmuckindustrie einen Aufschwung erlebte. Eine gezielte Marketing Kampagne von De Beers sorgte dafür, dass der Diamant in allen Bevölkerungsschichten zum Symbol für die wahre Liebe und die Ewigkeit wurde. Der hierfür erfundene Slogan ‘A diamond is forever’ funktionierte so gut, dass er inzwischen zum geflügelten Wort geworden ist. Diamantschmuck wurde von Schauspielerinnen in Filmen getragen, aber auch bei Auftritten auf dem roten Teppich und für Fotoshootings in Magazinen, um Frauen ständig mit Diamantschmuck zu konfrontieren und in ihnen so den Wunsch nach etwas Glamour im eigenen Leben zu erwecken. Es wurden extra kleinere Romane veröffentlicht, die an junge Frauen und Mädchen im Teenageralter gerichtet waren, um  gezielt das Verlangen nach einem eigenen Diamanten zu wecken. Diese Romane erzählen Liebesgeschichten, in denen Diamantschmuck als Liebesbekenntnis eine große Rolle spielt. Auch der durch Marilyn Monroe bekannt gewordene Song ‘A diamond is a girl’s best friend’ trug zu dieser Marketingstrategie bei. Darin singt Monroe, selbst wenn die Männer kalt und die Mädchen alt würden, ‘A diamond is a girl’s best friend’, denn der würde seinen Reiz behalten. 

So schaffte es De Beers mit der breit aufgestellten Marketingkampagne in den Köpfen der Menschen den Gedanken zu verankern, dass Diamanten die wahre Liebe symbolisieren und dass zu einer Verlobung unausweichlich ein Diamantring gehört. 


Wie funktioniert der Diamanthandel?


Die erfolgreiche Marketingstrategie von De Beers hat also dafür gesorgt, dass die Nachfrage nach Diamanten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark gestiegen ist und der Diamanthandel einen Aufschwung erlebt hat. Aber wie genau funktioniert der Handel mit dem König der Edelsteine? Ein wichtiger Bestandteil des internationalen Diamanthandels sind die Diamantbörsen, an denen sowohl geschliffene als auch Rohdiamanten gehandelt werden. Weltweit gibt es über 30 solcher Börsen, die größten und wichtigsten befinden sich in Antwerpen, Tel Aviv, Mumbai, Hongkong, Dubai und New York. Es handelt sich hierbei um riesige Bürogebäude, zu denen nur ausgewählte Personen Zutritt haben. Entweder muss man langjähriges und vertrauenswürdiges Mitglied der Branche sein und sich bereits einen guten Ruf erarbeitet haben, oder man kommt als Begleitung eines solchen Branchenmitgliedes, das dann wiederum für einen bürgen muss. Denn das Besondere am Diamanthandel ist, dass das Vertrauen beim Diamantengeschäft eine so wichtige Rolle spielt wie wohl in keiner anderen Branche. Es gibt keine Kaufverträge, nichts wird notariell vereinbart. Wenn man sich einig ist, wird der Kauf mit einem Handschlag besiegelt, auch bei Geschäften mit Millionenwert. In der Branche werden Unehrlichkeit oder unlautere Geschäftspraktiken sofort mit dem Ausschluss von der Börse bestraft und es wird in der Zukunft kaum möglich sein, noch Geschäftspartner zu finden. Fehltritte kann sich also niemand erlauben, daher funktioniert der Handel auf Vertrauensbasis im Normalfall sehr gut. 


Der Diamanthandel der Zukunft


Der Diamanthandel ist nach wie vor sehr traditionsreich, doch die technologischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte machen sich auch hier bemerkbar. Es ist zwar immer noch üblich, Diamanten an der Börse vor Ort zu begutachten und dann zu handeln, doch immer häufiger werden Diamanten auch digital gehandelt. Die Begutachtung des tatsächlichen Diamanten wird dabei ersetzt durch die Begutachtung des Zertifikats, das durch eines der renommierten gemmologischen Labore ausgestellt wird. Dass der Diamanthandel irgendwann fast nur noch digital stattfindet, ist aber unwahrscheinlich, denn die Branche hält gern an Traditionen fest. In Surat soll beispielsweise im November 2023 endlich die in den letzten Jahren neu erbaute Diamantbörse eröffnen. Mit ca. 650.000 Quadratmetern ist die Surat Diamond Bourse das größte Bürogebäude der Welt - noch größer als das Pentagon in den USA. Über 65.000 Mitarbeitende sollen hier unterkommen, darunter Schleifer, Polierer und auch Diamanthändler. Für Surat als Diamantschleiferhauptstadt der Welt bedeutet diese Diamantbörse einen wichtigen Schritt, um mit den konkurrierenden Diamantzentren wie Mumbai, Antwerpen oder Dubai mithalten zu können - es bedeutet aber auch, dass hier definitiv keine Pläne einer weitgehenden Digitalisierung des Diamanthandels vorhanden sind. 

Der technologische Fortschritt hat aber einen großen Einfluss auf das Schleifen und das Bewerten von Diamanten. Die Erstellung exakter 3D Computermodelle der jeweiligen Steine eröffnet nämlich ganz neue und äußerst hilfreiche Möglichkeiten. Das Schleifen kann so effizienter gemacht werden und die Bewertung der Diamanten zuverlässiger. Lesen Sie gerne hier unseren Blogbeitrag zur Geschichte der 4 Cs, in dem wir auch erklären, wie die gemmologischen Labore sich hier inzwischen Computermodelle zunutze machen.

Der technologische Fortschritt ermöglicht außerdem seit einigen Jahren die Herstellung von Labordiamanten in Edelsteinqualität. Anfangs war der Markt für Labordiamanten noch eine Nische und wurde von der klassischen Minendiamantindustrie nicht als Bedrohung angesehen. Doch inzwischen haben sich Labordiamanten einen guten Ruf gemacht und sind als nachhaltigere Alternative etabliert, sofern sie klimaneutral und unter guten Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Tatsächlich wird erwartet, dass in den USA bald schon mehr Labordiamanten als Minendiamanten verkauft werden. Es ist allerdings schwer vorherzusagen, wie sich das Nachfrageverhältnis von Minen- zu lab-grown Diamanten auf lange Sicht entwickeln wird. Es ist auch gut möglich, dass sich die Verkäufe gleichmäßig einpendeln und die beiden Diamantarten als unterschiedliche Produkte auf dem Markt koexistieren und nachgefragt werden. 

Klar ist jedenfalls, dass der Diamanthandel sich in den nächsten Jahren noch weiter verändern wird, da auch eine so traditionsreiche Branche sich an gewisse Entwicklungen anpassen muss.

 

Bild: Adobe Stock | 265163964

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