Beim Kauf eines Diamanten, egal ob lab-grown oder natürlicher Diamant, ist es immer sinnvoll, auf die Zertifizierung durch ein vertrauenswürdiges gemmologisches Institut zu achten, um die Qualität des Diamanten sicherzustellen. Hier gibt es vor allem drei führende Institute, die weltweite Anerkennung genießen und auf deren Bewertung Verlass ist, nämlich das IGI, das GIA und das HRD.
Das IGI, Vorreiter bei Labordiamanten
Das Internationale Gemmologische Institut (IGI) wurde 1975 in Antwerpen gegründet und ist das größte unabhängige Edelsteinlabor der Welt. Bereits im Jahr 2005 hat das IGI angefangen, auch Labordiamanten zu bewerten und hat somit erstmals Vergleichbarkeit, Sicherheit und eine gewisse Standardisierung in diesen neuen, schnell wachsenden Zweig der Diamantenindustrie gebracht. Was die Zertifizierung von Labordiamanten angeht, ist das IGI deshalb bei vielen die bevorzugte Wahl.
Bei der Bewertung von Diamanten geht das IGI vor allem auf die bekannten 4 Cs ein, Schliff (cut), Reinheit (clarity), Karat (carat) und Farbe (colour), hat aber darüber hinaus noch ein fünftes C eingeführt: confidence, also Vertrauen. Hiermit ist gemeint, dass man als Diamantbesitzer oder Diamantbesitzerin zu 100% der tadellosen Arbeitsweise und objektiven Bewertung des IGI vertrauen kann. Neben den 4 Cs enthält jedes Zertifikat Informationen zu den Maßen und Proportionen, zur Fluoreszenz und zur Form des Diamanten, sowie ein grafisches Diagramm, das die Reinheitscharakteristika abbildet.
Der Bewertungsprozess läuft hier folgendermaßen ab: Um eine unabhängige, faire und anonyme Bewertung eines Diamanten zu gewährleisten, wird jeder Diamant bei seiner Ankunft in einen neutralen Behälter umgelagert und bekommt eine eigens generierte IGI Identifikationsnummer, die dem Behälter zugewiesen wird und über die der Diamant nach der Bewertung wieder dem oder der richtigen Besitzer bzw. Besitzerin zugewiesen werden kann. Während des gesamten Bewertungsprozesses bleibt der Diamant aber anonym und niemand, der in den Bewertungsprozess involviert ist, erfährt, wem der Diamant gehört. Zusätzlich dazu wird als weitere Sicherheitsinstanz jeder Schritt in der Bewertung des Diamanten von einem anderen Gemmologen oder einer anderen Gemmologin durchgeführt. Dafür wird der Diamant nach jedem Bewertungsschritt zurück an die Zentrale geschickt und per Zufallsprinzip jemand anderem für den nächsten Schritt zugewiesen. Jeder Labordiamant bekommt eine Laserinschrift, die ihn als solchen identifiziert. Natürliche Diamanten bekommen nur auf Wunsch des Besitzers oder der Besitzerin eine Laserinschrift.
Im Grenzfall tendiert das IGI eher dazu, die bessere Bewertung zu geben. Das ist unter anderem ein Grund dafür, dass das IGI etwas weniger angesehen ist als das GIA oder das HRD.
Das GIA als weltweit renommiertestes Institut
Das GIA wurde schon 1931 in den USA gegründet und gilt heute als das zuverlässigste aller Institute, die Zertifikate für Diamanten ausstellen. Das bestätigt auch eine Studie über die Diamantindustrie aus dem Jahr 2013. Die 4 Cs, die heute weltweiter Standard bei der Bewertung von Diamanten sind, wurden vom GIA eingeführt und haben sich daraufhin durchgesetzt. Das GIA ist eine non-profit Organisation, was die Zuverlässigkeit und Unabhängigkeit nochmal steigert.
Beim GIA werden die 4 Cs bewertet, sowie die Symmetrie, die Polierung und die Fluoreszenz des Diamanten. Das Zertifikat des GIA enthält außerdem ebenfalls ein grafisches Diagramm zur Abbildung der Reinheitscharakteristika, sowie ein Proportionsdiagramm. Was hier von Nachteil ist, sind die hohe Nachfrage und die damit verbundenen Wartezeiten: wer für seinen Diamanten ein Zertifikat vom GIA möchte, muss bis zu fünf Wochen darauf warten. Außerdem hat das GIA keinen Standort in Europa und alle Diamanten müssen zur Untersuchung erst in die USA geschickt werden. Das ist auch einer der Gründe, warum das GIA-Zertifikat teurer ist als das IGI-Zertifikat.
Das HRD als europäischer Gegenspieler zum GIA
Das HRD sitzt in Antwerpen und wurde 1976 gegründet. Das HRD richtet sich nach den Graduierregeln des International Diamond Council (IDC) und genießt international fast so hohes Ansehen wie das GIA, da es sehr genau und streng in der Bewertung ist. Es ist vor allem in Europa sehr beliebt und aufgrund der vergleichbaren Integrität und Zuverlässigkeit wird es von vielen als europäischer Gegenspieler zum GIA betrachtet. Im Vergleich zum GIA werden hier Diamanten im unteren Bereich der Farbskala etwas weniger streng, im oberen Bereich dafür etwas strenger bewertet. Dadurch können HRD-zertifizierte Diamanten ein wenig günstiger ausfallen als GIA-zertifizierte.
Das HRD testet als erstes, ob ein Diamant natürlichen Ursprungs oder lab-grown ist. Wenn festgestellt wird, dass es sich um einen Labordiamanten handelt, bekommt der Diamant mit einem Laser die Inschrift ‘lab-grown’ eingraviert. Darüber hinaus bewertet das HRD die 4 Cs, sowie die Fluoreszenz. Außerdem sind Angaben zu Maßen und Proportionen des Diamanten vermerkt. Wie auch bei den Zertifikaten der beiden anderen Institute enthält das HRD-Zertifikat ein grafisches Diagramm, das die Reinheitscharakteristika abbildet.
Um die Anonymität sicherzustellen, verwendet das HRD ein Doppelcodesystem, bei dem jeder Diamant und dessen Besitzer jeweil den gleichen Code bekommen, mit dem sie einander zugeordnet werden können, ohne dass die Identität des Besitzers preisgegeben werden muss. Außerdem werden die Diamanten immer von mehreren Gemmologinnen oder Gemmologen getrennt bewertet und erst wenn viele von ihnen zu einem Konsens gelangt sind, wird die endgültige Bewertung eines Diamanten dementsprechend festgelegt.
Hauptsache keine hauseigenen Zertifikate
Vorsicht ist geboten bei Diamanten, zu denen ein hauseigenes Zertifikat angeboten wird. Bei diesen Zertifikaten wird der Diamant lediglich von einem Gutachter beim Juwelier vor Ort bewertet und nicht von einem international anerkannten Institut. Dementsprechend kann das Zertifikat um einiges positiver ausfallen, als das bei einer Bewertung durch eine unabhängige Institution der Fall gewesen wäre. Für uninformierte Kundinnen und Kunden kann das bedeuten, dass sie mehr für ihren Diamanten zahlen als er eigentlich wert ist.
Letztendlich kann man sich aber bei einer positiven Bewertung durch jedes der drei hier vorgestellten Institute sicher sein, dass man einen hochwertigen Diamanten kauft. Wenn man wirklich einen Diamanten von höchster Qualität möchte, ist ein Diamant mit GIA-Zertifikat vermutlich die beste Wahl. Wem das zu lange dauert, der ist aber mit einem IGI- oder einem HRD-Zertifikat auch auf der sicheren Seite. Es kann allerdings sinnvoll sein, auf ein IGI-Zertifikat zu setzen, wenn es sich um einen Labordiamanten handelt, aufgrund von deren langjähriger Expertise im lab-grown Bereich.
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