Anfang März hat Rapaport berichtet, dass das Natural Diamond Council (NDC) eine Kampagne plant, die mit Missverständnissen und falschen Versprechungen zur Nachhaltigkeit von Labordiamanten aufräumen soll. Nun hat das NDC einen ersten Bericht veröffentlicht, zu dem wir Stellung beziehen möchten.
Es ist erfreulich zu lesen, dass das NDC im Umgang mit Labordiamanten fair und sachlich geblieben ist. In dem Bericht wurden einige wichtige Punkte aufgegriffen, die auch uns am Herzen liegen.
Unterschied zwischen Labor- und Minendiamanten eindeutig nachweisbar
Zunächst wurde richtig festgestellt, dass alle Labordiamanten mit einer technischen Spezialausrüstung als solche identifizierbar sind. Labordiamanten weisen ein besonderes Wachstumsmuster auf, da der Herstellungsprozess den natürlichen Wachstumsprozess von mehreren Millionen Jahren auf wenige Wochen beschleunigt. Diese Besonderheit ist das einzige Merkmale mithilfe dessen man einen Labordiamanten eindeutig von einem Minendiamanten unterscheiden kann. Die Möglichkeit einer eindeutigen Abgrenzung voneinander ist enorm wichtig, um den Verbraucherinnen und Verbrauchern die nötige Transparenz bieten zu können. Der leicht mitschwingende Vorwurf, die Labordiamanten-Industrie würde behaupten, man könne unter keinerlei Umständen Labordiamanten von Minendiamanten unterscheiden, ist hingegen irreführend.
Seriöse Labordiamantenhersteller kommunizieren lediglich, dass mit bloßen Auge oder gar unter dem Mikroskop, Labordiamanten nicht von Minendiamanten zu unterscheiden sind. Das liegt daran, dass beide Diamanten dieselben chemischen, physikalischen und optischen Eigenschaften aufweisen. Zudem sichert jedes etablierte gemmologische Labor, sei es IGI, GIA oder HRD, eine eindeutige Unterscheidung durch die Kennzeichnung im jeweiligen Zertifikat.
Wert- und Preisentwicklung
Der Wert- und die Preisentwicklung von Labor- und Minendiamanten werden ebenfalls im NDC-Bericht thematisiert: Zunächst geht der Bericht auf die Seltenheit von Minendiamanten ein, welches einer der Hauptgründe ist, warum Minendiamanten unter anderem als Wertanlage gehandelt werden. Die Wertentwicklung liegt laut NDC darin begründet, dass es sich um eine begrenzte Ressource handelt und viele Minen langsam erschöpft sind. Anschließend wird klargestellt, dass in der Diamantenbranche keine Diamanten absichtlich zurückgehalten werden, um für eine künstliche Verknappung zu sorgen und die Preise in die Höhe zu treiben. Vielmehr sind diese Schwankungen, so die NDC, beim Angebot von natürlichen Diamanten dem Umstand geschuldet, dass die Diamantenbranche nicht beeinflussen kann, wie viele Diamanten gefunden und dementsprechend gefördert werden können. In diesem Zusammenhang vergleicht der Bericht die Preisentwicklung von Minendiamanten mit im Labor hergestellten Diamanten: In der vom NDC dargestellten Analyse der Preisentwicklung von Labordiamanten in den letzten Jahren wird betont, dass die Preise enorm gesunken sind und ein im Labor geschaffener Einkaräter hervorragender Qualität 2022 schon bis zu 80% weniger gekostet hat als ein entsprechender Minendiamant. Daraufhin wird die Preisentwicklung im direkten Vergleich betrachtet. Dabei wird darauf eingegangen, dass die Preise von Labordiamanten lediglich von den Produktionskosten abhängen würden, während bei natürlichen Diamanten die Seltenheit eine große Rolle spielt.
Natürlich ist diese Darstellung eine geschickte Gegenüberstellung, um den Preis von Minendiamanten mit dem potenziellen Wiederverkaufswert zu rechtfertigen. Tatsächlich profitieren aber nur die wenigsten innerhalb der Wertschöpfungskette von der Preisentwicklung in der Diamantenbranche. Durch die lange und intransparente Wertschöpfungskette bleiben jedoch vor allem die Löhne der Arbeiterinnen und Arbeiter in den Minen weniger als ein Bruchteil im Vergleich zum Wert eines Diamanten.
Die schlechte Wert- und Preisentwicklung von Labordiamanten in der Branche stellt in der Tat ein großes Problem dar. Günstiger Kohlestrom und schlechte Arbeitsbedingungen führen zu einem Preiskampf, der den tatsächlichen Produkt seinen Wert aberkennt. Über diese Missstände aufzuklären und einen fairen Preis für ein vollumfänglich nachhaltiges Produkt aufzurufen, ist daher dringend notwendig.
Die Sache mit der Nachhaltigkeit: Labordiamant ist nicht gleich Labordiamant
Richtigerweise hebt der Bericht hervor, dass Labordiamanten nicht automatisch nachhaltig sein müssen, auch wenn dies häufig von unterschiedlichen Herstellern und Schmuckmarken, die ausschließlich Labordiamanten verwenden, so dargestellt wird. Ein Großteil der weltweit hergestellten Labordiamanten stammen aus China und Indien, wo hauptsächlich mit Kohlestrom produziert wird. Das NDC räumt ein, dass die Nachhaltigkeit allein vom Hersteller abhängt und Labordiamanten unter diesem Aspekt tatsächlich eine nachhaltige Alternative darstellen können. Die DIAVON bezieht einen Großteil der MANUFAKTURDIAMANTEN beispielsweise von der Diamond Foundry aus den USA, in deren Manufaktur sie vollständig CO2-neutral mit Hilfe von Wasserkraft hergestellt werden.
Das NDC weist außerdem darauf hin, dass Nachhaltigkeit nicht allein Umweltfreundlichkeit beinhaltet, sondern dass hier auch der sogenannte soziale Fußabdruck eine Rolle spielt. Diesen Punkt stimmen wir absolut zu. Wir bei DIAVON stehen für Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette, deswegen ist uns neben dem ökologischen Engagement auch die soziale Gerechtigkeit mindestens genauso wichtig. Wir haben uns persönlich davon überzeugt, dass alle Mitarbeitenden, die in den Herstellungsprozess von MANUFAKTURDIAMANTEN involviert sind, unter Bedingungen arbeiten, die unseren sozialethischen Standards entsprechen. Es stimmt allerdings, dass es gerade für diesen Aspekt wenige zuverlässige Daten in der Branche gibt. Daher sollte man sich genau mit dem jeweiligen Hersteller von Labordiamanten auseinandersetzen, um beurteilen zu können, welche sozialen Standards in der Produktion eingehalten werden.
Minenbau für Labordiamanten?
Anschließend führt der Bericht an, dass Labordiamanten fälschlicherweise als frei von Minenbau dargestellt würden, obwohl zur Herstellung von Labordiamanten Graphit und andere Metalle notwendig sein können und auch die Reaktoren, in denen die Diamanten hergestellt werden, aus Metallen bestehen, die in Minen abgebaut wurden. Damit spricht das NDC ein durchaus korrektes Argument an. Für das CVD-Verfahren, mit dem hauptsächlich Diamanten für die Verarbeitung zu Schmuckstücken hergestellt werden, wird kein Graphit benötigt. Für das HPHT-Verfahren sind geringe Mengen eines Kohlenstoff-Ausgangsmaterials, wie zum Beispiel Graphit, nötig. Diese Mengen sind aber extrem gering im Verhältnis zu der Menge an Diamant, die man damit herstellen kann. Auch bei der Herstellung von Labordiamanten mit dem Detonationsverfahren kann die Verwendung von Graphit erforderlich sein, allerdings ebenfalls in sehr geringen Mengen. Diese Methode wird darüber hinaus nicht häufig angewendet. Natürlich stimmt es auch, dass in Minen abgebaute Metalle in den Reaktoren stecken, in denen die Labordiamanten hergestellt werden - sowie es in jedem techschnischen Produkt der Fall ist, ob Smartphone, Industriemaschine oder Auto.
Man muss im Fall der Diamantenbranche aber klar die Verwendung der durch Minenbau gewonnenen Rohstoffe im Verhältnis sehen. Der große Vorteil von Labordiamanten besteht darin, dass sie selbst nicht in Minen abgebaut werden müssen, während für den Abbau von einem Karat natürlichem Diamant 250 Tonnen Erde bewegt werden müssen. Dabei handelt es sich um enorme Eingriffe in die Umwelt. Wenn im Vergleich dazu, für den Bau eines Reaktors, in dem mehrere Millionen Karat Diamanten hergestellt werden können, ein gewisser Anteil an Metallen steckt, die in Minen abgebaut wurden, steht dies in keinem Verhältnis. Die Metalle für den Reaktor werden einmal abgebaut und anschließend können im Reaktor riesige Mengen an Diamanten produziert werden. Um aber die gleiche Masse an Diamanten auf natürliche Weise aus Minen zu gewinnen, wäre Minenbau von unvorstellbarem Ausmaß notwendig.
Bemühungen um Umweltausgleich in der Minenindustrie
Das NDC berichtet auch darüber, wie die traditionelle Diamantindustrie versucht, ihre negativen Einwirkungen auf die Umwelt auszugleichen. Einerseits setzen NDC-Mitglieder immer mehr Projekte zur Gewinnung von erneuerbaren Energien um sowie Projekte zur Kompensation des ausgestoßenen CO2, um so den ökologischen Fußabdruck weitestgehend zu minimieren. Zum anderen gibt es verschiedene Projekte zum Naturschutz und zum Erhalt der Biodiversität, mit denen Mitglieder des NDC versuchen, einen ökologischen Ausgleich für die Schäden zu schaffen, die der Minenbau in der Natur verursacht. Natürlich muss man diese Bemühungen loben und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Diamantindustrie in den letzten zwei Jahrzehnten viele Fortschritte gemacht hat und sich sehr bemüht, einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu nehmen.
Bei allen Engagement in ökologischer und sozialer Hinsicht sei jedoch erwähnt, dass es in erster Linie nachhaltiger wäre, Natur und Mensch gar nicht erst durch Minenbau zu schädigen.
Der Kimberley-Prozess
Was die ethische Vertretbarkeit von Minendiamanten angeht, betont das NDC, dass durch den Kimberley Prozess natürliche Diamanten inzwischen nachweislich konfliktfrei sind. Allerdings ist das so nicht ganz korrekt. Der Kimberley Prozess verhindert, dass sogenannte “Blutdiamanten” in den Wirtschaftskreislauf gelangen. Dabei gibt es aber verschiedene Schwierigkeiten: Zum einen definiert der Kimberley Prozess diese Konfliktdiamanten als “Rohdiamanten, die von Rebellenbewegungen oder deren Verbündeten benutzt werden, um bewaffnete Konflikte zur Schwächung einer legitimen Regierung zu finanzieren”. Das bedeutet, dass im Falle Russlands zum Beispiel der Kimberley Prozess nicht greift, da es sich hier um einen Krieg handelt, der von einer legitimen Regierung begonnen wurde. Da Alrosa, einer der größten Diamantenproduzenten weltweit, zu 20% Eigentum der Russischen Föderation ist, trägt so der Handel mit russischen Diamanten zur Finanzierung des Angriffskriegs gegen die Ukraine bei. Russische Diamanten gelten nach dem Kimberley Prozess nicht als Konfliktdiamanten. Zum anderen ist der Handel mit natürlichen Diamanten generell sehr undurchsichtig. Es gilt das Prinzip der wesentlichen Bearbeitung, daher ist es schwer nachzuvollziehen, woher ein Diamant tatsächlich herkommt. Wesentliche Bearbeitung bedeutet, dass ein Diamant in einem anderen Land als seinem Ursprungsland stark bearbeitet wurde, sodass sich sein Wert maßgeblich verändert hat. Dazu zählen Schleif- und Polierarbeiten. Das heißt, ein aus Russland stammender Diamant, der in Indien geschliffen und poliert wurde, kann demnach nach der Weiterverarbeitung als Ursprungsland Indien ausweisen.
Außerdem wechseln natürliche Diamanten weit öfter als Labordiamanten den Besitzer, bevor sie tatsächlich beim Endkunden ankommen. Daher ist es eigentlich nicht möglich zu sagen, natürliche Diamanten seien Dank des Kimberley Prozesses zu 100% konfliktfrei. Trotzdem hat der Handel mit natürlichen Diamanten durchaus eine positive Entwicklung hinter sich. Es wird in der Branche immer mehr dafür getan, den Kunden Transparenz bieten zu können und die Diamanten tatsächlich zuverlässig nachverfolgen zu können. Dennoch sind Labordiamanten allein durch ihre wesentlich kürzere Wertschöpfungskette leichter rückverfolgbar als Minendiamanten.
Alles in allem nennt der Bericht wichtige Punkte auf beiden Seiten, sowohl was die Vorteile als auch die Nachteile angeht. Tendenziell geht er mit Labordiamanten vielleicht ein wenig kritischer um, während bei natürlichen Diamanten vor allem die positiven Seiten herausgestellt werden. Trotzdem ist es absolut notwendig, klarzustellen, dass Labordiamant nicht gleich Labordiamant ist. Nachhaltigkeit ist ein Thema, das auch bei Konsumenten immer wichtiger wird und zur Kaufentscheidung beiträgt. Daher nimmt seit einiger Zeit auch das Greenwashing immer weiter zu und es ist wichtig, auf diese Problematik hinzuweisen.
Nach diesem ersten Statement werden wir uns noch tiefergehend mit einigen Aspekten des Reports auseinandersetzen und dazu berichten. Die Ergebnisse werden wir ebenfalls auf der DIAVON Homepage veröffentlichen.
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